Arte Thema, hr/arte 2019
Ein Mensch ist tot. Erschossen aus nächster Nähe. Getötet hat der Mörder den Kasseler Regierungspräsidenten Walter Lübcke, getroffen hat er ins Herz der Gesellschaft. Die Tat hat Deutschland erschüttert: Zum ersten Mal nach dem Ende des Nazi-Regimes wurde ein Politiker von Nazis ermordet. Schon vor Beginn des Prozesses zeigen Recherchen - der Hauptverdächtige Stephan E. und sein mutmaßlicher Komplize Markus H. waren fest mit der rechtsextremen Szene verbunden.
Dieser Mord ist nur einer in der Kette brutaler Gewalttaten. Sie richten sich gegen Menschen, die von Rechtsextremen zu Feinden erklärt werden: Migranten, Juden, Muslime, Linke, Journalisten und mit Lübcke auch ein bürgerlich konservativer Politiker. Die Dokumentation folgt den Spuren rechtsextremer Angriffe im Herzen Europas.
Im französischen Bayonne greift ein Mann, dessen rassistische Gesinnung bekannt war, im Herbst 2019 eine Moschee an. Vor dem Gebäude verletzt er zwei Muslime durch Schüsse schwer. Vier Jahre zuvor kandidierte der Angreifer noch für den Front National. Auch der Mord an der britischen Labour-Abgeordneten und Brexit-Gegnerin Jo Cox geht auf das Konto eines rechtsextremen Einzeltäters. Cox‘ Schwester berichtet von einer Atmosphäre der Spaltung und Hetze, in der sich der Täter damals bestätigt fühlen konnte.
Ermutigt fühlen sich all diese Gewalttäter von den neuen Rechten, die unverhohlen ihre Theorien von der Bedrohung der "weißen Rasse" verbreiten. Die rechtsextremen Morde und Anschläge der vergangenen Jahre mögen juristisch die Taten Einzelner sein. Einzeltäter im Geiste waren diese nicht.
Der Film entstand in Teamarbeit mit Ulrike Bremer und Martín Steinhagen.